Inhalt
Vorwort: Gibt es selbstständige Landwirtinnen?
Carla, 47: Milchkühe
Früher hätt’ ich mich das nicht
getraut
Anette, 55: Milchkühe
Besser als ein Sechser im Lotto
Christina, 29: Schweine, Ackerbau
Ich bin Chef. Thema durch
Emma, 82: Milchkühe
Die Kinder müssen was lernen
Elisabeth, 47, biologischer Landbau: Rindermast, Acker, Schweine
Jetzt weiß sie es auch!
Frauke, 30: Ackerbau
Wir sind in beide Richtungen
austauschbar
Lena, 36: Ackerbau
Mitarbeiter sind der Kern des
Unternehmens
Inge, 50: Ackerbau, Schweine, Milchkühe
Meine Leben ist immer um diesen
Hof gekreist
Claudia, 54: Bullenmast, Milchkühe, Ackerbau
Ich hätte mich ganz anders
absichern sollen!
Ina, 30: Obstbau
Da ist ihm doch ein Stein vom
Herzen gefallen
Jana, 30: Milchkühe
Es war immer ein „wir“ hier
Nachwort: Verheiratet sind die aber nicht, oder?
Glossar
Danksagung
Die Autorin
Gibt es selbstständige
Landwirtinnen?
Gibt es selbstständige Landwirtinnen? Frauen, die die Leitung eines
Betriebes innehaben, die eigenständig einen Hof verwalten und sich
um die Erledigung aller wichtigen Aufgaben kümmern? Die all die
Arbeiten ausführen, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb
anfallen? Die Kühe melken, Schweine füttern und mit dem Traktor
Dünger streuen? Die tagelang die Felder pflügen, die Fruchtfolge und
den Spriztmitteleinsatz planen und im Sommer die Ernte organisieren?
Die männliche Mitarbeiter haben, diesen Anweisungen geben und die
mit Landhändlern verhandeln?
Obwohl ich auf einem Milchviehbetrieb aufwuchs und durch mein
Studium der Agrarwissenschaften und verschiedene Praktika viele
landwirtschaftliche Betriebe gesehen hatte, kannte ich zu Beginn
dieses Projektes nur eine Frau, die die Hauptverantwortung für einen
Hof trug. Allerdings lebte diese nicht in Deutschland, sondern
bewirtschaftete eine Schaf- und Milchfarm in Island. Da mich die
Situation in Deutschland interessierte, machte ich mich auf die
Suche und fand schließlich elf selbstständige Landwirtinnen, die
bereitwaren, zu erzählen, warum sie Landwirtin geworden sind und
welche
Erfahrungen sie dabei gemacht haben.
Die jüngste dieser Frauen ist 30 und die älteste 84 Jahre alt. Ihre
Höfe befinden sich in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen. Obwohl die Größe der Betrieb sehr
unterschiedlich ist und zwischen 40 und 300 ha liegt, handelt es
sich bei allen um Vollerwerbsbetriebe. Die Frauen gehen keinem
weiteren Beruf nach und erzielen ihr Einkommen allein aus der
landwirtschaftlichen Tätigkeit. Von der Größe abgesehen
unterscheiden sich die Betriebe auch in der Betriebsform, die Frauen
halten Milchkühe, Mastbullen oder Schweine und bewirtschaften Grün-
und Ackerland. Eine der Frauen ist für einen großen Obstbaubetrieb
verantwortlich, eine Frau bewirtschaftet einen Bio-Betrieb.
Weil nicht jede Frau, die vor der Wahl steht, einen Hof zu
leiten, einen Partner, Vater oder Sohn hat, der ebenfalls auf
dem Hof arbeiten kann oder will, war es mir wichtig, Frauen zu
treffen, die für die Erledigung wesentlicher Aufgaben nicht von
männlichen Familienmitgliedern abhängig sind. Einige der hier
interviewten Frauen führen den Betrieb zwar gemeinsam mit ihrem
Vater oder ihrem Mann. Doch auf diesen Betrieben gibt es keine
strikte Arbeitsteilung. Die Frauen können alle mit
dem Betrieb verbundenen Aufgaben selbst ausführen und tun dies auch.
Da die Arbeit mit Maschinen als sehr wichtig angesehen wird, Mädchen
diese Arbeit aber nicht so früh erlernen, interessierte mich
besonders, wie das Verhältnis der selbstständigen Landwirtinnen zu
diesen Aufgaben ist.
Des Weiteren war mir sehr wichtig zu erfahren, ob die Frauen
Mitarbeiter haben und ob sie mit der Zusammenarbeit zufrieden sind.
In der Landwirtschaft ist es häufig schwierig, geeignete Mitarbeiter
zu finden, Gründe dafür sind zum Beispiel die unregelmäßigen
Arbeitszeiten bei gleichzeitig relativ geringen Löhnen. Genau wie
bei den Betriebsleitern sind auch die Mitarbeiter auf
landwirtschaftlichen Betrieben meistens männlich. Ist es für Frauen
schwieriger oder vielleicht sogar einfacher, Mitarbeiter zu finden?
Sind männliche Mitarbeiter bereit, sich von einer Frau Anweisungen
geben zu lassen? Außerdem interessierte mich, wie Nachbarn und
andere Landwirte auf die Betriebsleiterinnen reagieren. Da die
Landwirtschaft auch heute noch eine sehr männlich geprägte Branche
ist, rufen Frauen, die einen Hof leiten, noch immer Verwunderung
hervor. Hin und wieder werden die Landwirtinnen leider auch mit
wenig anerkennenden Bemerkungen konfrontiert. Hier erklären sie, wie
man damit am besten umgeht und verrateninsbesondere ihre Antwort auf
die Frage: „Hast du keinen Bruder?“